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Luftdruck und Wind

Foto links: Windmessanlage auf dem Lerchenberg mit Schalenstern-anemometer und potenziometrischen Windfahne.

Rechts: Barograph (Luftdruckschreiber) mit 8 übereinanderliegenden Anaeroiddosen, Genauigkeit +-1 hPa.
(Die Datenerfassung erfolgt an den Stationen mit digitalen Barogebern, basierend auf dem Piezoeffekt.)

Atmosphärischer Luftdruck

Diagramm Luftdruckverlauf  im Oberen Gäu im Vergleich zum reduzierten Bodendruck in Normalnull vom 25.3. bis zum 20.4.2024

Das Diagramm „Luftdruckverlauf“ zeigt für die Höhenlage des Oberen Gäu typische Luftdruckwerte bei unterschiedlichen Witterungssituationen. Angegeben ist zudem der reduzierte Luftdruck in Meereshöhe. Er kann aus den Stationswerten über die barometrische Höhenformel bei bekannter Temperaturschichtung berechnet werden.

Die Mittelwerte der dargestellten Messreihe lauten für den Luftdruck in NN 1018 hPa1*, für Herrenberg 965 hPa und für die Station Lerchenberg 944 hPa. Daraus ergibt sich von NN zur Höhenlage Herrenberg (435m) eine mittlere vertikale Abnahme des Luftdrucks von 1,21 hPa je 10m. Von Herrenberg zum Lerchenberg (601m) sind es 1,26 hPa je 10m Höhenzunahme. Der größere Wert ist auf die etwas kühlere Luftmasse der höheren Luftschicht zurückzuführen.

Abnahme des atmosphärischen Luftdrucks mit der Höhe

Anders als Wasser ist Luft ein komprimierbares Medium. Am Erdboden ist ihre Dichte deshalb am größten, ebenso der Luftdruck als Gewichtskraft der gesamtem Luftsäule auf eine darunter liegende Fläche. Er nimmt mit der Höhe exponentiell ab. Der mathematische Zusammenhang zwischen Luftdruck und Meereshöhe wird durch die barometrische Höhenformel beschrieben. In der Abbildung eine Veranschaulichung der Höhenabnahme:

Der Luftdruck auf Meereshöhe von 1013 hPa geht in ca. 5,5 km Höhe auf die Hälfte zurück, nach weiteren 5,5 km Höhenzunahme erfolgt wieder eine Halbierung und in 16,5 km eine weitere auf 125 hPa usw.

Demnach gibt es keine feste Atmosphärenobergrenze. In mittleren Breiten beträgt der Luftdruck oberhalb der Stratosphäre in ca. 50 km Höhe nur noch 1 hPa. Darüber kann man den Luftdruck vernachlässigen und von einer gedachten Obergrenze der Atmosphäre sprechen.

Siehe auch: Barometrische Höhenformel (interaktiv).

Wind

Die Herrenberger Tallage zwischen Schönbuch und der nach Westen ansteigenden Gäufläche bewirkt ein relativ windarmes Klima. Erheblich windreicher zeigt sich die exponierte Randhöhe oberhalb des Nagoldtales. Windmittel und Windspitzen stehen hier den Verhältnissen im nordöstlichen Schwarzwald kaum nach. Entscheidend für die Messwerte, die standardgemäß in 10 bis 15 Meter über Grund erhoben werden, ist die Strukturierung des Geländes der Stationsumgebung. Eine waldreiche Umgebung wirkt sich in Standardmesshöhe mindernd auf die Windgeschwindigkeit aus.

Die 20-jährigen Messreihen ergeben für die Windmittel und maximalen Windgeschwindigkeiten folgendes Bild:

Station                          PeriodeJFMAMJJASONDJahr
Herrenberg2012-20231,82,02,32,01,91,91,91,51,51,61,61,81,8
Station Herrenberg, 435m, Werte in m/s                                                                           2001-2023  Messhöhe 15m, 5m über Flachdach
Station                          PeriodeJFMAMJJASONDJahr
Kühlenberg2001-20113,03,22,92,82,72,72,52,42,52,73,03,12,8
               
Lerchenberg2012-20233,03,13,02,72,62,42,42,32,42,62,63,02,7
Sturmtage2012-20231,51,61,10,50,30,40,40,30,40,50,31,18,3
Höhenstationen des Oberen Gäu, 625m/ 615m, Werte in m/s       2003-2023  Messhöhe 15m über Grund, strukturiertes Gelände

Die mittleren Windgeschwindigkeiten erreichen in den Wintermonaten in der Zeit größter Temperatur- und Luftdruckgegensätze zwischen Polarregion und gemäßigter Zone ihr Maximum, gleiches gilt für die Anzahl von Sturmtagen mit mindestens 20,6 m/s für das Windmaximum. Windschwach zeigen sich im Oberen Gäu die Spätsommermonate und der Frühherbst.

Sturmlage am 10.02.2020 (Messdatenbeispiel)

Mit Annäherung des Orkantiefs auf das Festland sank der Luftdruck bei gleichzeitiger Zunahme des Windes.

Diagramm 25  Atmosphärischen Luftdruck (blaue Linie) und Windgeschwindigkeit (10-min-Windspitzen) vom 9.2-11.2.2020, Station Lerchenberg

Vorherrschende Windrichtungen

Die vorherrschende Windrichtung im Oberen Gäu ist der SW-Quadrant entsprechend der Dominanz von Großwetterlagen wie in der Skizze dargestellt:

Zonale Zirkulation mit Westwetterlagen. (Skizze Roos)
Windrichtungsdiagramm 2020 , Station Lerchenberg.

Das Winddiagramm ist durch die Summe aller 10-min-Windrichtungsmittel (konzentrische Kreise) des Jahres 2020 aus 10°-Richtungssektoren gebildet. Der äußere Kreis bedeutet 6500 Messwerte. Die überwiegende Zahl der 10-min-Mittel liegt in den Sektoren SSW bis WSW.

Messturm Lerchenberg

Zur Einordnung der Windgeschwindigkeiten siehe auch Wind-Umrechner .

Lokalwinde am Schönbuchtrauf

Bei windschwachem sommerlichem Strahlungswetter entstehen am Schönbuchtrauf thermisch induzierte Lokalwinde. Dabei bildet sich mit der Tageserwärmung nachmittags eine hangaufwärts gerichtete schwache Strömung aus, der sogenannte Hangwind. Stärker in Erscheinung treten jedoch nach Sonnenuntergang hangabwärts gerichtete Talwinde durch abfließende bodennahe Kaltluft. Kleine Tälchen, die von der Hochfläche zum Tal der Ammer führen, fungieren hierbei als Frischluftschneisen.

Schönbuchstufe bei Herrenberg. Die Hochfläche liegt um 550m ü. NN, das Tal der Ammer auf ca. 400m NN.
Gelbe Pfeile: solare Einstrahlung.
Rote Pfeile: langwellige Wärmeabstrahlung nach Sonnenuntergang.

Die Temperaturangaben in der Skizze repräsentieren Verhältnisse eines heißen Hochsommertages. Die angedeutete Schönwetterbewölkung über dem Schönbuch, die sich tagsüber bei gegebenen meteorologischen Voraussetzungen bilden kann und abends wieder auflöst, ist auf die thermisch bedingte Hebung der Luftmasse über dem Schönbuch zurückzuführen.

Beschreibung der Lokalwindzirkulation:

Durch die starke Aufheizung der Hangpartie steigt warme Luft nach oben, die durch absinkende Luft ersetzt werden muss. Es bildet sich eine kleinräumige Zirkulation im Hangbereich in der dargestellten Weise aus.

Nach Sonnenuntergang kühlt der Boden und die bodennahen Luftschichten am Hang und auf der Hochfläche durch Wärmeabstrahlung erheblich stärker aus als die Luftmasse darüber. Dies gilt besonders für offene Streuobstwiesen, über denen der Großteil der Kaltluftmasse entsteht. Die Kaltluft fließt bevorzugt in Rinnen und Hangdellen ab. In der Höhe ist ein Ausgleichswind zum Hang gerichtet.

Das Phänomen ist bei gegebenen Bedingungen für ca. 2 bis 3 Stunden nach Sonnenuntergang zu beobachten. Messungen des Wetterprojekts ergaben im Bereich Herrenberg-Mönchberg Windgeschwindigkeiten zwischen 2 m/s und 4 m/s. Die Vertikalmächtigkeit des Talwindes dürfte nach Geländebeobachtung selbst in den Sammelrinnen kaum mehr als 10 Meter betragen.

  1. 1hPa = 100 N/m2        1000 hPa = 10 N/cm2            Der Luftdruck in NN entspricht somit in etwa der Gewichtskraft von 1kg Masse je cm2 ↩︎