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Niederschlag

Schnee: siehe Extraseite.

Die räumliche Verteilung der Jahresniederschlagssumme nach Messwerten von 2002-2023

Isohyetenverlauf nach Messwerten rezenter Stationen des DWD, der LUBW und eigenen Messungen.

Die Linien gleichen Jahresniederschlags (Jahresisohyeten) sind nach Messwerten vorhandener Stationen des DWD, der LUBW, des agrarmeteorologischen Messnetzes von BW und der Stationen Herren-berg, Kühlenberg und Lerchenberg nach eigener Einschätzung festgelegt. Da sich der Jahresniederschlag in der Region über die letzten Klimaperioden nur unwesentlich verändert hat, wurde der Verlauf mit Hilfe historischer DWD-Messungen an Stellen ohne aktuelle Messstation angepasst.

Jahresniederschlagssummen

In Millimetern für Herrenberg und die Höhenlagen Oberes Gäu (Kühlenberg, Lerchenberg, ca. 600m NN)

Über die Messperiode 1991-2020 hat sich der mittlere Jahreswert des Niederschlags in Herrenberg nicht verändert, ebenso wenig gegenüber älteren Messzeiträume des DWD. Er beträgt in Herrenberg 725 mm, für die kurze Messdauer auf dem Kühlenberg um 760 mm und im nördlich gelegenen Heckengäu auf dem Lerchenberg gut 800 mm. Signifikante Veränderungen sind jedoch bei den Monatssummen zu beobachten:

Jahresgang der Niederschläge in Herrenberg

Niederschlagssummen Herrenberg

Die Frühjahrsmonate sowie der August sind niederschlagsärmer geworden. Dem gegenüber stehen höhere Monatssummen im Juli, Oktober und besonders in den beiden Wintermonaten Dezember und Januar. Die Erhöhung des Juliniederschlags geht in erster Linie auf vermehrt auftretende Starkregen zurück und nicht auf eine größere Niederschlagshäufigkeit.

Januar und Dezember sind im Gäu die Monate mit den meisten Niederschlags-tagen, April und September diejenigen mit der geringsten Anzahl. Der Früh- und Hochsommer ist eindeutig die Jahreszeit mit der größten Häufigkeit ergiebiger Tagessummen. Tendenziell sind diese während der letzten 20 Jahre nicht häufiger geworden.

Niederschlagstage mit mindestens 20 mm Tagessumme kommen im Durchschnitt der Jahre in Herrenberg nur 5 mal vor. Bei Niederschlagsmengen von > 40 mm in 2 Tagen bzw. > 60 mm in 3 Tagen (Warnlage/Dauerregen) sind es seit 1966

Jahresgang der Niederschläge im Oberen Gäu (Höhenlagen)

Niederschlagsmenge und Niederschlagsdauer Oberes Gäu Station Lerchenberg

Im Oberen Gäu überwiegt der Sommerniederschlag bei weitem, obwohl gerade in dieser Jahreszeit die Niederschlagsdauer ihr Minimum erreicht. Das höhere Feuchtepotenzial warmer Luftmassen und die sommerliche Konvektion bei Einstrahlung begünstigen die Entwicklung ergiebiger Schauer.

Ursächlich für die geringen Wintersummen im Gäu ist die ausgeprägte Leesituation zu dieser Jahreszeit bei tief liegender Wolkenbasis. Das dominante Westwetter bringt zwar viele Niederschlagstage, aber wenig Regen. Die längere Niederschlagsdauer gegenüber dem Sommer gleicht die Defizite in der Niederschlagssumme zwar nicht aus, dennoch ist die Wasserbilanz der Böden im Winter infolge geringer Verdunstungsraten erheblich günstiger.

Extreme Niederschlagsereignisse

Starkregen im Oberen Gäu als Folge der Klimaerwärmung

Gewitterzelle am 17.08.2020, Lerchenberg Blick nach Süden in Richtung Gäufelden ( Foto C. Prusik)

Der sommerliche Niederschlagscharakter hat sich im Südwesten des Landes gewandelt. Frontal gebundene Landregen sind seltener geworden, dafür treten vermehrt kurze lokale Schauer auf, die des Öfteren als Starkregen mit z.T. unwetterartigem Verlauf niedergehen. Um Herrenberg sind es lokal verteilt seit Messbeginn im Durchschnitt 5 bis 7 Niederschlagsereignisse im Jahr mit Unwettercharakter, die ausschließlich in den Sommermonaten auftreten. Unwetterartige Niederschlagsmengen als Dauerregen kommen im Gäu außerhalb der warmen Jahreszeit selten vor. Exemplarisch für besonders unwetterträchtige Monate steht der Juni 2021:

SW-Lagen mit einsickernder maritimer Tropikluft sind ursächlich für solche Witterungsverläufe. Die Abbildung unten zeigt bevorzugte Strömungswege solcher Luftmassen, die bei geringen Horizontalgeschwindigkeiten Gebirgszüge nicht über- sondern umströmen. Im Bereich Gäu-Neckar-Alb bilden sich dann häufig sog. Konvergenzlinien aus, längs denen es zur Hebung der feuchtebeladenen Luft kommt und sich daraus Gewitter entwickeln können. Verstärkend wirken dabei Hangkonvektion und zusätzliche Staueffekte an Geländestufen wie der Albkante oder dem Schönbuchtrauf.

Karte mit Konvergenzzonen und Strömungswegen zur Erklärung von Gewitterzellen und Starkregen im Oberen Gäu
Konvergenzzonen und Strömungswege im Oberen Gäu (W. Roos nach Daten des KIT Karlsruhe im Juni 2021)
Radarbild: Starkniederschlagsfeld mit Kernzone bei Rottenburg a. Neckar mit schwerem Hagelunwetter am 23.06.2021 (Bild KIT Karlsruhe)

Statistik über Extremwerte von Niederschlagsereignissen im Oberen Gäu, Messperiode 1996 -2023

StationHerrenberg 435mMessperiode 1996-2023Kühlenberg 615mMessperiode 2001-2011Lerchenberg 601mMessperiode 2012-2023
ParameterWert in mmDatumWert in mmDatumWert in mmDatum
Tagessumme Max61,307.09.201361,004.07.201063,129.05.2016  
Monatssumme Max182Juni 2021159Juni 2007238Juli 2011
Monatssumme Min0,0Nov 20110,7Nov 20116,2Dez 2016
Jahressumme Max934200292420029712013
Jahressumme Min498200348720036562015
Höchste Intensität50mm/1h07.09.201342mm/1h15.07.200930mm/10min20.06.2013
Statistik über Extremwerte von Niederschlagsereignissen im Oberen Gäu, Messperiode 1996 -2023

Niederschlagswandel von Herrenberg über die Randhöhe zum Nordschwarzwald

Regionale Niederschlagsdifferenzierung vom Murgtal bis Herrenberg (W. Roos)

Der Jahresniederschlag steigt von Herrenberg nach West zum Gäurand um ca. 80 mm an, wobei die Erhöhung den Wintermonaten zuzurechnen ist. In dieser Jahreszeit ist die leebedingte Niederschlagsarmut im Gäu am größten.

Lenticulariswolken (Föhnfische) über dem Neckartal bei Tübingen, Blick nach Westen in Richtung Schwarzwald. Diese Wolkenform entsteht an der Leeseite von Gebirgen (Foto: J. Wirth, 2005).

Auf gleichem Niveau wie an der Station Lerchenberg liegen die Jahressummen auch auf der Nagold-Enz-Platte unmittelbar oberhalb des Nagoldtales. Weiter zum Nordschwarzwald nimmt der Niederschlag aber mit jedem Kilometer zu, wie im Profil dargestellt. Die Jahressummen verdoppeln sich vom Oberen Gäu zu den Enzhöhen. In den Wintermonaten sind die Unterschiede sogar noch deutlich größer.

Im Diagramm oben ist zu sehen, wie die Unterschiede der jährlichen Niederschlagstage vom Oberen Gäu zum Nordschwarzwald größer werden und zwar umso mehr, je größer die Tagessummen sind. Die Zahl der Niederschlagstage steigt von Herrenberg nach Freudenstadt um ca. 20%, bei Tagessummen mit mindestens 5 mm aber schon um über das Doppelte und bei Summen von mindestens 10 mm sogar um das Dreifache.

Die Tabelle unten zeigt den Wandel vom Niederschlagstyp mit Sommermaximum im Gäu zum Niederschlagstyp mit Wintermaximum im Nordschwarzwald. Letzterer steht für ozeanische Klimabedingungen. Niederschlagsverläufe mit Sommermaximum sind dagegen charakteristisch für subkontinentale Klimabedingungen.

StationNNJFMAMJJASONDJahrSo. /Wi.
Freudenstadt79718315416410613711412010610914615519716900,64
Wildberg i. S.4607065706080788881637567828851,14
Herrenberg4304846465885888066504658537231,59
Rottenburg3403837455183788972525944476951,96
Tabelle: Monatliche Niederschlagssummen 1991-2020, mit Quotient Sommer-/Winterniederschlag (April-September/Oktober-März).

Niederschlagsverhältnisse im Schönbuch

Niederschlagsverteilung von Herrenber über Schönbuch bis Tübingen (Skizze: W. Roos)

Der Schönbuch ist Teil des weithin bewaldeten Keuperberglandes und reicht in tektonischer Tieflage weit nach Westen in das Obere Gäu hinein. Sandsteinformationen bilden ausgedehnte Hochflächen, die im westlichen Teil ein mittlere Höhenlage um 550m NN erreichen. Keuper-tone unter dem Sandsteindach unterliegen starker Erosion, so dass die Hochfläche in einzelne Plateaus aufgelöst ist. Der Große Goldersbach entwässert das Bergland mit seinen vielen Seitenbächen nach Osten und mündet bei Tübingen in den Neckar.

Die Temperaturverhältnisse sind auf den Hochflächen trotz der etwas geringeren Meereshöhe vergleichbar mit der Gäurandhöhe. Nach temporären Messvergleichen weist das Brombergplateau gegenüber der Hochfläche im Herrenberger Stadtwald etwas geringere Temperaturen auf.

Auf gleichem Niveau wie auf der Gäurandhöhe liegt auch der Jahresniederschlag mit ca. 800 mm. Nach vorhandenen Messwerten fällt der Sommerniederschlag im Schönbuch infolge häufiger Gewitter allerdings reichlicher aus.

Im inneren Teil des Schönbuch unterhielt der DWD in Bebenhausen über längere Zeiträume eine Niederschlagsstation. In der Referenzperiode 1961-1991 lag der Jahreswert etwas unter 800 mm. Für 1991-2003 werden 811 mm angegeben. Im Vergleich mit den aktuellen Klimawerten von Weil im Schönbuch und Herrenberg kann von einer Niederschlagserhöhung über dem Bergland gegenüber dem Schönbuchrand von ca. 80 mm ausgegangen werden, geschuldet den höheren Sommerwerten.

1991-2003 JFMAMJJASONDJ
Weil i. Schönbuch431m414150477485856465676157733
Bebenhausen350m4245555092100907268746559811
               
1991-2020(Klima)JFMAMJJASONDJ
Weil i. Schönbuch431m46,241,046,643,680,384,493,970,652,959,158,459,1736,1
Herrenberg435m50,544,047,143,978,179,283,666,255,359,553,259,9720,5
Tabelle: Monatliche Niederschlagssummen in mm, Daten aus DWD/CDC.
Birkensee/Bromberghochfläche 570m NN (Foto: Manuel Roos, Februar 2021)

Zur Schneelage im Schönbuch siehe Schnee.